LINKE FÜR NEUE NUTZUNG DER NEANDERHÖHE

Mit einer neuen Idee für die Nutzung der Neanderhöhe will die Fraktion DIE LINKE Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Stadt nachhaltig und gemeinnützig verbinden. Einen entsprechenden Antrag stellt die Linksfraktion zum nächsten Ausschuss für Umwelt und Planung in Erkrath.

“Wir haben jetzt die einmalige Chance, die Neanderhöhe als archäologischen Schatz für Erkrath zu bergen”, erklärt Markus Lenk für DIE LINKE im Erkrather Stadtrat. “Dazu braucht es etwas Phantasie und guten Willen. Die Entdeckung des eisenzeitlichen Gehöfts auf der Neanderhöhe geben uns Zeit und Anlass, die aktuelle Planung zu überdenken.”

Man wünsche sich eine echte Investition in die Zukunft Erkraths. Es brauche Ideen, die gesellschaftlich, kulturpolitisch, nachhaltigkeits- und gemeinschaftsfördernd unsere Stadt in die nächsten Jahrzehnte führen. „Wir wollen mit diesem Aufschlag zu einer neuen Nutzung der Neanderhöhe anstoßen, die von allen ErkratherInnen unterstützt werden kann. Mit ein wenig gutem Willen wird die Neanderhöhe dann nachhaltig zu einem Schmuckstück der Stadt.“

Und was sind die ersten Ideen? „Eine Aufarbeitung der Fundstelle für BesucherInnen, historische oder bodenkundliche Lehrpfade, eine Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Gehöfts, nachhaltige Landwirtschaft zum Mitmachen, alles direkt von und für Erkrather BürgerInnen. Das Ganze eingebunden in ein pädagogisches Konzept und mit Bezügen zur touristischen Aufwertung im Neanderland. In der Kürze der Zeit haben wir nur eine erste Ideensammlung gemacht“, beschreibt Lenk, „das Ziel unseres Antrags ist, dass wir uns neu Gedanken machen und dabei BürgerInnen, Wissenschaft, Politik und Verwaltung wieder zusammenbringen.“

“Die Kleine Feldhofer Grotte, in der die ersten Neandertalerknochen gefunden wurden, ist kurz nach den Funden dem Kalkabbau zu Opfer gefallen. Sie wäre heute ein international besuchtes Denkmal auf Erkrather Boden. Wir dürfen nicht Fehler der Vergangenheit wiederholen, sondern müssen unsere zweite Chance nutzen. Es wäre doch eine Schande ein fast 3000 Jahre altes Bodendenkmal für ein paar Nutzbauten zu zerstören, die dann nach 30 Jahren abgeschrieben sind und leer stehen. „Das kann Erkrath besser“, schließt Lenk.

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Fraktionsantrag zur Sitzung des AUP am 13.04.2021

Ideen für eine nachhaltige und zukunftsweisende Neue Nutzung der Neanderhöhe

AUSGANGSSITUATION

Seit Jahrzehnten bestehen Pläne zur Nutzung der Neanderhöhe für Industrie- oder Gewerbeansiedlung.

Seit 2019 gibt es nun einen mehrheitlich im Erkrather Stadtrat beschlossenen B-Plan für eine Teilnutzung als Gewerbegebiet.

Die Diskussion hierüber verlief kontrovers: Natur- und Landschaftsschützer, Klimaaktivisten und Umweltfreunde standen – und stehen – gegen die Befürworter dieses Planes, die mit dem vorgesehenen Flächenverbrauch im Wesentlichen die Finanzsituation Erkraths verbessern möchten.

AKTUELLE ENTWICKLUNG

Hinweise über vermutete archäologisch interessante Funde auf dieser Fläche hoch über dem Neandertal gab es schon sehr lange – jetzt haben wissenschaftliche Untersuchen ihre Existenz bestätigt: nicht nur eine Keimzelle Hochdahls, der Hochdahler Hof mit seiner erstmaligen Erwähnung von 1363 und letztendlich Namensgeber unseres Stadtteils befand sich hier. Auf der beplanten Fläche wurden Reste einer umfangreichen wohl eisenzeitlichen Siedlung nachgewiesen. Diese wird das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege mit Sicherheit intensiver untersuchen und dokumentieren.

Die unmittelbare Reaktion einer Erkrather Ratsmehrheit: die Freigabe der (bisher gesperrten) Mittel für die Erschließung der Fläche.

Warum jetzt nicht einen Augenblick neu denken …

Warum eigentlich muss – auch im Lichte der neuen Entdeckungen – die bald letzte freie Fläche im Stadtgebiet direkt am inzwischen weltbekannten Neandertal mit in der Regel gesichts- und damit geschichtslosen Zweckbauten beschleunigt zugestellt werden. Denken wir einmal nach vorn:

  • Auf Erkrather Gebiet wurde er gefunden, der Neandertaler und in unserer Stadt mit dem Slogan „Tor zum Neandertal“ vermarktet. Auf Erkrather Gebiet finden wir jedoch keinen sinnlichen Bezug mehr hierzu und zur spannenden Talgeschichte.
  • Ein nachgewiesener eisenzeitlicher (möglicherweise sogar eiszeitlicher) Siedlungsplatz auf der Hochdahler Höhe könnte doch ein auch physischer Ausgangspunkt für eine Einbindung unserer Stadt in dieses einzigartige Erbe sein, dass seinen kulturell-wissenschaftlichen (und touristischen) Höhepunkt gewiss im Neanderthal Museum findet.
  • Spuren prähistorischer Siedlungen geben kein spektakuläres museales Ruinenfeld her. Aber sie könnten die Keimzelle sein für eine überzeugende Einbindung Erkraths in die Idee des Neanderlands: wir hätten ein Areal, auf dem wir – touristisch begleitet – unseren Bürgern und Gästen plastisch Erkenntnisse der Lebensform der Neandertaler und ihrer Nachfahren und damit der Lebenssituation unserer einzigartigen Vorfahren vermitteln könnten – angebunden an den schon etablierten Neandersteig.
  • Dies könnte viel lebensnäher als durch eine Museumsaußenstelle geschehen und dazu gehört Phantasie. Hier unsere ersten Ideen, die wir als ANTRAG formulieren:

Die Fraktion DIE LINKE beantragt:

Rat und Verwaltung prüfen ab sofort sorgfältig und unter Einbeziehung sachkundiger Experten und Organisationen/Institutionen die Umsetzungsmöglichkeiten der nachfolgend skizzierten Neuorientierung des Gebietes Neanderhöhe:

  • Die Neanderhöhe wird nach Vorgaben des LVR einer sorgfältigen wissenschaftlich-archäologische Untersuchung, die der Bedeutung des Gebietes für die Menschheitsgeschichte gerecht wird, unterzogen
  • Der B-Plan wird nicht umgesetzt, die Fläche nicht mit Gewerbe bebaut
  • Die Grundidee für die Neue Konzeption: die Neanderhöhe bildet einen wesentlichen Trittstein im Neanderland zur Geschichte unserer Vorzeit mit dem Kulminationspunkt NEANDERTHAL MUSEUM mit seiner internationalen Geltung
  • Die Fläche wird wegenetztechnisch sinnvoll geführt und informationsbegleitet an das Museum angebunden; in die Landschaft eingebundene Infotafeln klären auf über Geschichte und Bedeutung der Siedlungsfunde. Höhepunkt könnte ggfls. eine Baurekonstruktion bilden, die andernorts bereits erfolgreich eingesetzt wurde (Titz, Grevenbroich, Ratingen …)
  • Die bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche wird mit dem Grundgedanken nachhaltiger und regionaler Agrarerzeugung umgestaltet und umgenutzt:
    • Flächennutzung nach dem Modell Solidarischer Landwirtschaft, Konzepte Urbaner Landwirtschaft, Mitmachgärten (Flächen zur Selbstbewirtschaftung) bilden das Grundgerüst. Der Leitgedanke: wir bringen den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt den natürlichen Produktionsprozess unserer Lebensmittel wieder nah, binden sie ein und wirtschaften im Kleinen nachhaltig. Notwendige Veränderung will und kann sinnlich erfahren werden
    • Ideen wie Hochbeetgärten (Beispiel NSZ), Blühstreifen und Grüne Infrastruktur (Netzwerk blühende Landschaft), Streuobstflächen mit Patenbäumen (Geburt / Taufe / Hochzeit / Jubiläum …), Mietergärten (Beispiel Sandheide), Landschaftslabore mit Bodenlehrpfad (Beispiel Gelsenkirchen) usw. können hier integriert werden
  • Ein solches Konzept bietet zudem vielfältigste Möglichkeiten der pädagogischen Umsetzung im Unterricht der Schulen (Geschichte, Biologie, Arbeitslehre …) und der Arbeit unserer Kindergärten: Frühgeschichte wird vor Ort erlebbar durch experimentelle Probierfelder und der praktischen Mitwirkung bei Rekonstruktionsprojekten

Eine Ideensammlung im Schnelldurchlauf. Wir finden in Erkrath und sicher auch im Kreis genug kluge Köpfe, die diesen Katalog erweitern und mit praktischen Erfahrungen, auch anderer Kommunen untermauern können. Nutzen wir dies Potential für den Schutz unseres Schatzes Neanderhöhe und einer wirklichen Investition in die Zukunft Erkraths: so lassen sich Vergangenheit und Zukunft unserer Stadt tatsächlich hervorragend verbinden.

Dies sind Ideen, die gesellschaftlich, kulturpolitisch, nachhaltigkeits- und gemeinschaftsfördernd unsere Stadt in die nächsten Jahrzehnte führen – nicht ein kurzfristig möglicher Ertrag mit der Planung und Realisierung von 16 Metern hoher Trapezblechhallen und Büroflächen im Zeitalter des Homeoffice. Denken Sie mit und denken Sie um!

Markus Lenk                                                               Daniela Lajios